Stress und chronische Überlastungen sind Probleme, die ich häufig in meiner Praxis behandle. Sie können auf die/den einzelneN PatientIn unterschiedliche Auswirkungen haben, von erhöhtem Blutdruck und Blutzucker über Schlafprobleme, Depressionen, Angstzustände zu verstärkten Wechselbeschwerden, hormonellen Störungen und Unfruchtbarkeit.

Die biochemische Auswirkung von Stress ist allerdings bei jedem Menschen gleich. Durch die erhöhte Ausschüttung von Stresshormonen Adrenalin und anschließend Kortisol finden biochemische Veränderungen im Körper statt. Der Blutdruck steigt, der Blutzuckerspiegel wird angehoben, die Verdauung verlangsamt, die Blutgerinnung bescheunigt und die Blutzufuhr geht vermehrt in die Peripherie, um die Muskeln besser zu versorgen. Alles führt dazu, dass der Körper gewappnet ist, um sich vor “dem lauernden Tiger” zu schützen.

Nachdem wir der Gefahr entkommen sind, sollten sich die Stresshormone  wieder reduzieren und der normale Metabolismus einkehren. Dies ist häufig nicht der Fall. Langsfristig kann das negative Auswirkungen auf den gesamten Körper und die emotionale Gesundheit haben. Abgesehen von Meditation und anderen Stressbekämpfungsmethoden kann mit Kräutern gut geholfen werden. Eine Gruppe von Kräutern, die besonders häufig eingesetzt wird, sind sogenannte Adaptogene. Diese helfen dem Köper mit der Stressreaktion besser umzugehen und langfristigen Stress aushalten zu können. To ‘adapt’ – kommt aus dem Englischen und heißt “sich anpassen”.

Adaptogene sind jene Kräuter, die in den “traditionellen Medizinen” fast als ‘Wundermittel’ für jedes Problem eingesetzt wurden und werden. In der Traditionellen Chinesischen Medizin ist das der Ginseng, in Ayurveda die Schlafbeere (Withania somnifera oder Ashwaghanda), in Eurasien der Sibirische Ginseng und Rhodiola. Rhodiola – die Rosenwurz wächst auch in Schottland und in Teilen Zentraleuropas. Süßholz zählt auch zu den Adaptogenen und wird in meisten Regionen verwendet. Kräuter aus unseren Breiten, denen adaptogen – ähnliche Wirkungen nachgesagt werden, sind Borretsch und Brennnesselsamen. “Borage Gives Courage”. Im Alten Rom wurde Borretsch angeblich den Gladiatoren und Soldaten vor ihren Kämpfen gegeben, um ihren Mut zu steigern.

Adaptogene sind generell gut verträglich, da sie auf den gesamten Körper unterstützende Wirkung haben. Manche wirken stimulieriend und sind deshalb besser in der Früh und tagsüber einzunehmen. Vorsicht bei Süßholz: Dieses Kraut kann bei  manchen Menschen den Blutdruck erhöhen. Am besten mit einer kleineren Dosis anfangen und dann langsam erhöhen. Um das Nervensystem auszugleichen und zu unterstützen beruhigende Kräuter am Abend verwenden.

Wertvolle Tipps:

Bei langfristigen Stressabbau ist es wichtig eine “gute Routine” zu entwickeln, mit der die täglichen Stressoren reduziert werden:

Nach dem Aufwachen und am Abend eine Visualisierung/5 Minuten Meditation.

Morgens:

Frühstück mit ausreichend Omega 3 Fettsäuren (Leinsamen, Chia Samen, Algen oder Fischöl)

In der Früh Adaptogen einnehmen. Ich verwende Rhodiola besonders gerne bei Depressionen, Siberischen Ginseng und Ginseng wenn wenig Lebensenergie vorhanden ist und im Klimakterium. Withania ist ein tiefwirkendes Tonikum, das gut für den Wiederaufbau ist nach Krankheiten, Mangelerscheinungen und bei Schildrüsenunterfunktion.

Rezept >> Borretschtee:

1 TL getrocknetes Kraut pro Tasse mit heißem Wasser übergießen, 10 Min. ziehen lassen und davon 2-3 Tassen pro Tag trinken. Als Tee verwendet enthält Borretsch weniger Alkaloide” als eine Tinktur und wird deshalb oft bevorzugt. (Quelle: Moderne Kräutermedizin, Seite 90)

Reglmäßig essen - am besten zu ähnlichen Zeiten - und austreichend Eiweiß zu jeder Mahlzeit und gute Fette.

Viel Bewegung - hilft dem Abbau von Stresshormonen.

Abends:

• Nicht zu spät essen.

• Computer, Fernsehen, Handy etc 1 Stunde vor dem Schlafen gehen nicht mehr verwenden.

• Eine Tasse Beruhigungstee mit Nervenstärkern und beruhigenden Kräutern 30-45 Minuten vor dem Schlafengehen trinken. Rezept >> Eine gute Mischung ist Zitronenmelisse ½ Teil, Rose ½ Teil, Baldrian 2 Teile, Hopfen 1 Teil, Passionsblume 1 Teil.

• Falls die Flüssigkeit vor dem Schlafen ein Problem ist, können auch Tinkturen verwendet werden. Rezept >> Klassische Schlaftinktur: Mische Baldrian 40 ml, Passionsblume 40 ml Rose 15 ml, Lavendel 5 ml - davon 10 ml mit etwas Wasser einnehmen. 

Für die meisten Tinkturen aus frischen Kräutern genügt ein einfaches Rezept. Kräuter klein schneiden, pro 100 g Kraut ungefähr 300 ml 40%igen Alkohol (Wodka, Weinbrand) verwenden. In einem Mixer mischen, in ein Glasgefäß einfüllen und 2-4 Wochen in einem dunklen Raum stehen lassen. Am besten täglich schütteln. Dann entweder durch ein Sieb oder eine Mullwindel abseihen und in Glasflaschen abfüllen. Hält normalerweise 1-2 Jahre. (Quelle: Moderne Kräutermedizin, Seite 40)

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